Das Wichtigste zuerst: Die Verhaftung im Klein-Klein der Klimaauswirkungen des eigenen Lebens kann ablenken von den großen, systemischen Baustellen, die wir auf globaler Ebene haben. Gleichzeitig gibt es bestimmte Hebel, die, wenn sie von uns als Gesellschaft kollektiv betätigt werden, eine große Auswirkung haben. Einer dieser sogenannten Big Points ist laut dem Kompetenzzentrum Nachhaltiger Konsum des Umweltbundesamts der Wechsel zu Ökostrom. Wo gibt es hier bei deutschen Haushalten Luft nach oben? Und: Ist überall öko drin, wo öko drauf steht?
Von der Grundversorgung zum Ökostrom-Anbieter
Laut der Bundesnetzagentur waren im Jahr 2023 ein Viertel der deutschen Haushalte in der Grundversorgung für Strom. Für alle, die das noch nie gehört haben, weil sich Partner*innen, Eltern oder WG-Mitglieder darum kümmern: Die Grundversorgung stellt sicher, dass ihr direkt beim Einzug in eine neue Wohnung Strom habt, ohne einen Vertrag abschließen zu müssen. An sich eine coole Sache. Dafür ist der Tarif jedoch deutlich teurer als bei anderen Stromlieferanten.
Wenn 25 Prozent der deutschen Haushalte es nie geschafft haben, aus dieser oft teureren Grundversorgung auszusteigen, kann das viele Gründe haben. Doch man kann vermuten, dass sich zumindest einige davon ganz einfach nicht mit dem Thema beschäftigen wollen.
Na, haben wir dich erwischt? Vielleicht ist das ja ein Zeichen, das mal anzugehen.
Ja, es gibt vielleicht Themen, die sexier sind. Doch wenn sich nur die Hälfte der Haushalte in der Grundversorgung eine Stunde Zeit nehmen könnte, um einen sinnvollen Ökostromanbieter zu finden und innerhalb weniger Minuten online einen Wechsel zu beantragen, dann könnte das politisch ein deutliches Signal senden und sich positiv auf die Energiewende auswirken.
Ökostromanbieter ist nicht gleich Ökostromanbieter
Also: Schnell den nächstbesten Ökotarif abschließen und mit gutem Gewissen einschlafen? Leider ist es so, dass Ökostromanbieter nicht gleich Ökostromanbieter ist. Ähnlich wie bei Lebensmitteln und Kleidung gibt es hier bestimmte Labels und weitere Merkmale, auf die bei der Auswahl geachtet werden sollte.
Denn Fakt ist: Mehr Ökostrom-Bezug in Deutschland bedeutet nicht automatisch, dass auch mehr grüner Strom produziert wird. Warum ist das so?
Um sich Ökostromanbieter nennen zu dürfen, braucht man Herkunftsnachweise für seinen Strom. Diese werden häufig aus dem Ausland bezogen. Das Problem daran: Der grüne Strom wird dort in aller Regel ohnehin produziert. Wodurch die Auswirkung auf die Energiewende gleich null ist.
Deshalb ist es bei der Auswahl wichtig, einen Ökostromanbieter zu wählen, der sich verpflichtet, in den Ausbau von erneuerbaren Energien zu investieren und / oder Aktivitäten rund um die Energiewende zu fördern – beispielsweise in Form von Bürgerenergieprojekten, Forschung oder sozialem Engagement.
Die Verbraucherzentrale empfiehlt als Orientierung das “Grüner-Strom-Label” und das “ok-Power-Label”. Bei beiden wird ein Energiewendenutzen, beispielsweise durch Investitionen in neue Anlagen und innovative Energieprojekte, garantiert. Zudem darf sich der Anbieter nicht an Atomkraftwerken und neuen Kohlekraftwerken beteiligen.
Fazit zum Ökostrom
Diesen Beitrag zu lesen, dauert 5 Minuten. Eine darauf aufbauende kurze Beschäftigung damit, welches Engagement dir bei einem Ökostromanbieter wichtig ist und welchen Tarif du benötigst: 20 Minuten. Online einen Wechsel beantragen und den eigenen Zählerstand ablesen: 10 Minuten.
Den Stromvertrag zu wechseln ist nicht “die” einfache Lösung für ein nachhaltigeres Leben. Doch sich einmalig 60 Minuten zu nehmen, um mal aus der Grundversorgung auszutreten, dabei Geld zu sparen und etwas zur Energiewende beizutragen, lohnt sich vielleicht trotzdem.
In den kommenden Wochen stellen wir dir weitere kleine und große Dinge vor, die innerhalb von wenigen Minuten einen Unterschied machen können.
Dieser Beitrag ist Teil 1 der Serie „Das kannst du innerhalb weniger Minuten fürs Klima tun“.