Mit dem wärmsten März seit Beginn der Wetteraufzeichnung hat zum zehnten Mal in Folge ein Monat den vorherigen “Rekordhalter” abgelöst. Da scheint sich ja irgendwo so eine Art Trend zu verfestigen, der sich nur noch schwer von der Hand weisen lässt. Manch einer schafft es trotzdem.
Unter den vielen Medienbeiträgen zu dieser Entwicklung ergibt sich eigentlich überall dasselbe Muster in den Kommentaren. Da werden Anekdoten ausgetauscht, dass man doch an Karneval in den 90ern auch schon im T-Shirt rumgelaufen ist, die Sommer doch früher auch schon so heiß waren und man am Geburtstag von Oma Martha auch schon an der 40-Grad-Marke gekratzt hat.
Und überhaupt. Erst diese Woche sind wir kollektiv mit der Übergangsjacke durch den Hagelsturm gerannt und hatten einen verspäteten Wintereinbruch, Schneechaos inklusive. An manchen Orten wurden sogar Höchstmarken für Schneefall im April geknackt. Für Viele ist das der Beweis, dass dieses Klimawandelgedöns nur Panikmache sei.
Wetter ≠ Klima
Wo fangen wir an? Zuerst können wir uns ja auf die Aussagen beziehen, die stimmen. Ja, früher war es auch schon mal heiß. Ja, es gab auch früher schon warme Tage und Monate. Diese Einzelereignisse sind jedoch Teil des Wettergeschehens und nicht unbedingt repräsentativ für langfristige Klimatrends. Der entscheidende Punkt ist, dass wir nicht nur einzelne Wetterphänomene betrachten, sondern langfristige Klimamuster.
Nehmen wir mal die 40 Grad als Beispiel. Erstmals wurden die bei uns in Deutschland Anfang der 80er Jahre geknackt. Ungefähr 100 Jahre nach dem Beginn der Wetteraufzeichnung. Für die nächste Überschreitung hat es aber nur 20 Jahre gedauert, bis zum Sommer 2003. Zwölf Jahre später wurde der Wert an drei Stationen gemessen. 2019 an 25 Stationen. Auch 2022 wurde die Grenze übersprungen.
Zwischenfazit: Ja, früher war es auch schon mal so heiß. Doch durch den Klimawandel werden Wetterextreme, und dazu gehören auch Hitzewellen mit purzelnden Höchstmarken, immer häufiger. Das Jahr 2023 führt zum Beispiel die Liste der wärmsten gemessenen Sommer an. Die Jahre 2015 bis 2022 reihen sich alle (!) in die Top 10 ein. Aus diesen Daten lassen sich Klimatrends herauslesen, an denen sich nicht rütteln lässt.
Wir haben also Daten, die eindeutige Entwicklungen der Wetterphänomene über viele Jahre hinweg belegen. Dann haben wir persönliche Erinnerungen von Ostern 1992 oder Karneval 1981. Abgesehen davon, dass das Gehirn manchmal ein trügerischer Geselle ist, der ganz gern mal alternative Fakten als Erinnerungen abspeichert, müssen sich diese beiden “Wahrheiten” nicht widersprechen.
Warum? Ein einzelnes Wetterereignis ist nicht das Klima. Damit widerlegt weder ein kalter Tag heute noch ein warmer Tag vor 45 Jahren, dass es den Klimawandel nicht gibt. Klima ergibt sich aus der regelmäßigen, langjährigen, objektiven Messung von Wetterereignissen. Eine solch zuverlässige Messung können vermeintliche Erinnerungen leider nicht liefern. Wenn also in einem Gespräch die “T-Shirt im Februar-Story” rausgekramt wird, wisst ihr was zu tun ist.
Das ist ein Wetterbericht.
Kein Klimabericht.