KlimaPolitik

Ist das Thema Klima nicht mehr wichtig?

Ist das Thema Klima nicht mehr wichtig? Planet Erde ist eingesponnen zusammen mit einem Megafon und Demo-Schildern und schaut traurig (Illustration)

Es ist 2024. Die globale Durchschnittstemperatur hat den zwölften Monat hintereinander einen Rekordwert erreicht. Und trotzdem reißen uns die Ergebnisse der Europawahl aus unserer Klimabubble zurück in die Realität.

Was ist da los? Ist Klima nicht mehr wichtig? Wir wagen einen Analyseversuch.

Ist das Thema Klima nicht mehr wichtig? Planet Erde ist eingesponnen zusammen mit einem Megafon und Demo-Schildern und schaut traurig (Illustration)
There is No Planet B. Hand hält Demo-Schild hoch

Wir springen zurück ins Jahr 2019. nachhaltig.kritisch ist ein halbes Jahr alt und Fridays for Future mobilisiert hunderttausende Menschen in Deutschland, die für mehr Klimaschutz auf die Straßen gehen. Klima ist das Wahlkampfthema Nr. 1, was sich auch in den Umfragen und Wahlergebnissen der Europawahl widerspiegelt.

Zurück in die Gegenwart. 2019 wirkt unfassbar weit entfernt. Pandemie, Inflation, Kriege, eine Krise jagt die nächste. Das wirkt sich auch auf den allgemeinen Gemütszustand aus. Jugendliche und junge Erwachsene sind pessimistischer und unzufriedener denn je.

Besorgte Person

Und das Klima? Hat allem Anschein nach in den Köpfen der Menschen ebenfalls an Bedeutung verloren. 2019 war es für das Thema, das am ausschlaggebendsten war für die Wahlentscheidung. 2024 muss es sich mit Platz 4 begnügen.

Diagramm Europawahl 2024 - Welches Thema spielt für Ihre Wahlentscheidung die größte Rolle? Friedenssicherung 26, Soziale Sicherheit 23, Zuwanderung 17, Klima- und Umweltschutz 14, Wirtschaftswachstum 13.

Ist doch eigentlich komisch. Wir spüren die Klimakrise ganz unmittelbar bei uns in Deutschland. Noch während wir an die Wahlurnen gehen, steht Süddeutschland in Teilen unter Wasser. Die Wahlergebnisse bilden das nicht ab. Dass das Thema deshalb für die Menschen in Deutschland nicht mehr wichtig ist, ist aber ein Trugschluss.

Einerseits natürlich aus dem simplen Grund, dass wir gerade jede wichtige Ausfahrt zu mehr Klimaschutz verpassen und sich das Thema trotzdem nicht erledigen wird. Im Gegenteil. Andererseits, weil die Klimakrise den erschreckenden Nebeneffekt hat, dass sie andere Krisen begünstigt oder verstärkt.

Als Multiplikator wirkt sich die Krise auf alle Themen aus, die Umfragen zufolge bei der Wahlentscheidung wichtig(er) waren: Auf die Wirtschaft durch Ernteausfälle in Folge von Dürren und Starkregen oder Schäden durch Katastrophen.

Auf die soziale Sicherheit, die die Folgen der Krise heute schon beeinträchtigt. Aber auch auf die Friedenssicherheit, die durch aufkommende Ressourcenkonflikte weiter bedroht werden könnte.

Die Klimakrise hat Einfluss auf Wirtschaft, soziale Sicherheit und Friedenssicherheit (Multiplikatoren)
Klimakrise führt zu Zuwanderung, beides kann durch Klimaschutz beeinflusst werden.

Wenn ganze Regionen unbewohnbar werden oder die Existenz wegbricht, dann betreffen die Folgen der Klimakrise auch den Themenschwerpunkt Zuwanderung.

Wenn in Wahlprogrammen daher gefordert wird, dass Fluchtursachen wirksam bekämpft werden müssen, dann heißt das auch, dass Klimaschutzmaßnahmen ein Mittel zum Zweck sein können.

Selbst wenn das Thema für viele nicht das Entscheidende bei der Wahl ist, bleibt es doch präsent. Zwei Drittel der Wähler*innen machen sich am Wahlsonntag Sorgen darüber, dass der Klimawandel die Lebensgrundlage zerstört.

Wichtig ist nun, dass die Verknüpfung zwischen den multiplen Krisen unserer Zeit und der Klimakrise hergestellt wird – und Klimaschutz so weiter legitimiert werden kann. Brennende Erde - Klimakrise

Was ist eure Meinung dazu? Ist das Thema bei euch oder in eurem Umfeld unwichtiger geworden?

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