Klima

Klimagefühle: Von Hoffnung und Mut

Klimagefühle: Hoffnung und Mut in der Klimakrise. Illustration des Gefühls Hoffnung mit einer Person, die eine junge Pflanze schützend in den Händen hält.

Mit der Klimakrise verbinden wir häufig Gefühle der Wut, Angst, Trauer und Schuld. Inmitten all der schlechten Nachrichten zu hoffen, kann uns naiv, sogar gefährlich erscheinen. Doch es gibt sie, die Hoffnung, und vielleicht ist sie das mutigste Klimagefühl überhaupt – solange das nicht bedeutet, sich abseits aller Fakten vorzumachen, dass schon alles gut wird.

Klimagefühle Hoffnung und Mut. Illustration einer Person, die eine junge Pflanze schützend in den Händen hält.

Wir beginnen mit der schlechten Nachricht: Hoffnung in der Klimakrise zu haben, reicht nicht aus. Lediglich zu hoffen, dass schon alles gut ausgeht, dass wir die Folgen der Klimakrise doch noch erfolgreich abschwächen und irgendwo in der Nähe der 1,5 Grad-Grenze landen, macht unsere Welt nicht zu einem besseren Ort.

Vielmehr kann diese Art unrealistischen Hoffens eine Form von Abwehr und Vermeidung von Angst sein, so die beiden Gründerinnen von Psychologists for Future, Lea Dohm und Mareike Schulze, in ihrem Buch Klimagefühle.

Illustration des Buchs Klimagefühle: Wie wir an der Umweltkrise wachsen, statt zu verzweifeln.

Doch was passiert, wenn wir ins Gegenteil, also in Hoffnungslosigkeit, verfallen? Sie kann zu Untätigkeit, sogar innerer Kapitulation führen, so die beiden Autorinnen. Eine “bringt doch eh nichts”-Einstellung könne zur Folge haben, erst recht in klimaschädliches Handeln zu verfallen, aber auch zu tiefer Verzweiflung bis hin zu Depressionen führen.

Wann kann die Hoffnung uns also helfen, der Klimakrise zu begegnen? Unter welchen Umständen können wir durch sie aktiv werden? Oder, andersherum gefragt: Kann es schon unser Handeln sein, das uns Hoffnung macht?

Von der konstruktiven Hoffnung

Wahrscheinlich sind wir uns einig: realitätsfernes Hoffen auf Wolke 7 bringt uns in der Klimakrise nicht weiter. Eine Hoffnung, die das Problem an sich ernst nimmt, gleichzeitig aber auch realistische Möglichkeiten und erfüllbare Chancen sieht, finden die beiden Autorinnen in der Arbeit der schwedischen Forscherin Maria Ojala. Sie prägte den Begriff der “konstruktiven Hoffnung”.

Doch wie häufig schaffen wir es in der aktuellen Situation, Chancen als erfüllbar und realistisch zu sehen und daraus Zuversicht zu schöpfen?

Hoffnung als Konsequenz des eigenen Handelns

Was, wenn Hoffnung eine Folge unseres eigenen Handelns wäre und nicht unser Antrieb, um aktiv zu werden? Das würde bedeuten, dass die Verantwortung mehr bei uns und weniger beim Weltgeschehen liegt.

Wir selbst könnten dann aus den Erfahrungen, die wir machen, sinnstiftende Handlungen ableiten. Das kann der Einsatz für mehr Klimagerechtigkeit sein, die Arbeit beim Tierschutz, regelmäßiges Müllsammeln, das Engagement in einem Verein, Aufklärungsarbeit. Auch das Engagement in einer Gruppe mit gleichgesinnten Menschen kann uns Zuversicht schenken.

Die Rolle des Klimagefühls Mut

Muss Hoffnung eigentlich immer bedeuten, dass wir ein bestimmtes Ergebnis erwarten? Und macht das Vorhandensein von Hoffnung überhaupt einen Unterschied für die Frage, ob wir handeln sollten oder nicht?

Die Klimawissenschaftlerin Kate Marvel kommt in “Klimagefühle” mit einem eindringlichen Zitat zu Wort:

“Wir brauchen Mut statt Hoffnung. […] Mut ist die Entschlossenheit, Gutes zu tun, ohne die Zusicherung eines Happy Ends.”

Social Tipping Points

Doch es gibt sie, die reale Hoffnung. Die Hoffnung, die an ein Happy End geknüpft ist, oder zumindest etwas, das dem am nächsten kommt. Für die Autorinnen zeigt sich diese in sogenannten “Social Tipping Points” oder “sozialen Kippunkten”.

Bei dem sozialwissenschaftliche Konzept geht es darum, dass spürbares und entschlossenes politisches Handeln innerhalb von kurzer Zeit möglich ist, wenn mindestens 20 bis 25 Prozent der Bevölkerung inhaltlich von einer Sache überzeugt sind und sich etwa 3 bis 3,5 Prozent aktiv dafür engagieren.

Lachende Erde
Illustration von Greta Thunberg

In der Klimabewegung sei uns mit dem Auftreten von Greta Thunberg 2019 ein erster solcher Kipppunkt begegnet, so die beiden Autorinnen – viele Organisationen, Initiativen und Vereine arbeiten fieberhaft daran, dass weitere erreicht werden.

Das Bild von sozialen Kipppunkten, die wie die Kipppunkte des Erdsystems irreversibel sind und eine gesamte Gesellschaft zum Umkippen im positiven Sinne bringen können, kann dabei an sich schon Hoffnung stiften.

Wie umgehen mit der Hoffnung?

“Hoffnung verläuft – wie andere Gefühle auch – in Wellen und kann sich immer wieder mit Enttäuschung und Frustration abwechseln. Das ist wenig verwunderlich, da Hoffnung immer wieder mit gewissen Erwartungen hinsichtlich des Ausgangs verknüpft ist – und Erwartung und Enttäuschung sind wie siamesische Zwillinge, sie kommen immer gemeinsam.”

 

Sich manchmal hoffnungslos zu fühlen, sei dabei völlig normal. Doch der nächste Moment, in dem wir Hoffnung schöpfen, kommt bestimmt – “und dann kann und muss es weitergehen.”

Wir danken den Psychologists for Future für ihr Buch “Klimagefühle”, aus dem wir Inspiration geschöpft und Fachwissen für diesen Beitrag gewonnen haben. 

Quellen zu diesem Beitrag

Lea Dohm und Mareike Schulze (2022): Klimagefühle: Wie wir an der Umweltkrise wachsen, statt zu verzweifeln, S.175-192.

Darin sind wir u.a. auf die Arbeit von Maja Ojala zur konstruktiven Hoffnung im Zusammenhang mit der Klimakrise gestoßen, die wir auch sehr empfehlen können:
Maja Ojala (2012): Hope and climate change: The importance of hope for environmental engagement among young people.
Maha Ojala (2017): Hope and anticipation in education for a sustainable future.

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11 Mai 2023 12:20

[…] in Zukunft ganz direkt von den Folgen der Klimakrise betroffen zu sein, kann Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit in uns auslösen und damit auch unsere mentale Gesundheit […]

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