KlimaKonsum

Klimaschädliches Verhalten rechtfertigen: Eine Anleitung

Klimaschädliches Verhalten rechtfertigen: Eine Anleitung. Illustration

Du wolltest dich im neuen Jahr vegan ernähren, kein Plastik mehr benutzen und keine Flugreisen antreten – und hast die Vorsätze schon wieder über Bord geworfen? Kein Problem. Hier kannst du nachlesen, wie du das vor dir selbst rechtfertigen kannst. Viel Spaß!

Baby Steps 🙂

Wer kennt ihn nicht aus der Werbung, den Spruch: Wenn jede*r von uns ein bisschen was für die Umwelt tut, dann können wir gemeinsam die Welt retten!

Wer sich diesen Spruch oft genug eintrichtert, kann unbesorgt das innere Tauschgeschäft eröffnen: Eine Bio Zitrone gegen eine lange Flugreise, Ökostrom gegen viel Billigfleisch essen, Sparduschkopf gegen riesige Wohnung. Ihr seht: Eine hervorragende Möglichkeit für ein gutes Gewissen!

Abwägen zwischen verschiedenen Optionen. Eine Person hält ein Windrad in einer Hand, ein Stück Fleisch in der anderen (Illustration)
Kauf dich grün. Illustration eines Einkaufswagens mit einer grünen Hose, einer Avocado und einer Gurke

Kauf dich grün 💸

Ein weiterer Klassiker aus der Werbung: Konsumiere weiter wie bisher, aber grün! Dieser Leitsatz ist optimal, wenn wir absolut nichts an unserem Verhalten ändern und dennoch schlafen wollen wie ein Baby. Am einfachsten ist es, auf nicht geschützte Worte wie “nachhaltig”, “regional” und “umweltfreundlich” zu achten und dann zu shoppen, was das Zeug hält – für die Umwelt!

Individuum > Systemebene 💁‍♂️

Spannenderweise kann auch das “Mein Konsum rettet oder zerstört die Welt”-Argument eine gute Rechtfertigung sein, wenig für den Klimaschutz zu tun. Es ist eine wunderbare Einladung, Scheuklappen aufzusetzen, stur im Unverpackt-Laden einzukaufen und alle Leute zu verurteilen, die das nicht tun.

Person schiebt Erde weg (Illustration). Darstellung von Klimaangst und Verdrängung

Die entscheidenden Probleme auf System-Ebene bleiben außen vor, die Welt wird sehr viel einfacher. Daher auch hier eine riesen Empfehlung für alle, die sich gern moralisch überlegen fühlen.

Zurück in die Steinzeit

Es gibt aber natürlich auch Möglichkeiten, nicht einmal so zu tun, als würde man irgendetwas am Status Quo ändern wollen. Dafür empfehlen wir das “Zurück in die Steinzeit”-Argument. Es geht ungefähr so: IHR VERRÜCKTEN WOLLT DOCH NUR DASS WIR ALLE WIEDER IN DEN HÖHLEN SITZEN OHNE LICHT ICH HASSE EUCH oder sowas in der Art. Sebastian Kurz kann das besser, vielleicht bietet der ja mittlerweile auch Weiterbildungen an.

Komet fliegt auf eine Stadt auf der Erde zu. Illustration in Anlehnung an die Endzeit-Dramedy “Don’t look up”

Einfach bissle Technologie

Wenn ihr das Steinzeit-Argument gut findet, aber eher ein positiver Mensch seid, könnt ihr es auch ins Technologie-Optimismus-Argument umkehren. Ihr vertraut dabei einfach auf Technologien, die zwar noch nicht so richtig erforscht oder marktfähig sind, aber vielversprechend klingen. Für ein gutes Beispiel schaut euch gerne mal die Endzeit-Dramedy “Don’t look up” an, also ohne das Ende.

Whataboutism, der Klassiker

Wenn ihr das Ganze mehr auf die globale Ebene heben wollt, können wir euch das “Aber China / Indien / USA”-Argument nur ans Herz legen. Es eignet sich eigentlich jedes Land, in dem ihr nicht selbst lebt. Dann sagt ihr z.B. empört: ABER WAS SOLL ES BRINGEN WENN CHINA GENAUSO WEITERMACHT, DEUTSCHLAND HAT DOCH ÜBERHAUPT KEINE MACHT?!?!
Wenn dann jemand sagt, dass Deutschland den größten CO2 Ausstoß in Europa hat und Europa historisch gesehen mehr CO2 emittiert hat als China, dann tut ihr einfach so, als würdet ihr die Person nicht hören.

Die armen Armen!

Für alle, die sich gerne gegen soziale Ungleichheit positionieren und gleichzeitig nichts an ihrem Verhalten ändern wollen, gibt es noch eine hervorragende Alternative: Ihr sagt einfach, dass Klimaschutz auf dem Rücken der finanziell schlecht gestellten Bürger*innen ausgetragen wird und dass ihr deshalb dagegen seid.
Ihr sagt: SONST KÖNNEN DIE ARMEN LEUTE SICH JA ÜBERHAUPT KEIN BEZIN MEHR LEISTEN und meint damit eigentlich euch selbst, weil Menschen unterhalb der Armutsgrenze sich kein Auto leisten können und sie statistisch gesehen außerdem am stärksten von den Folgen des Klimawandels betroffen sind.

Ist ja eh alles zu spät…

Last but not least die Empfehlung für alle Fatalist*innen und selbsternannten Realist*innen: Nichts zu tun, weil es eh schon zu spät ist. “Egal was wir jetzt tun”, könntet ihr sagen, “die Menschheit ist am Ende, und warum sollten wir die letzten guten Jahre nicht genießen?” Wir müssen einfach akzeptieren, dass es nichts mehr gibt, was wir tun können.

Illustration eines Weckers mit ängstlichem Gesicht. Es ist kurz nach 12 eingestellt.

Wir hoffen, dass du eine oder mehrere Rechtfertigungen gefunden hast, die zu DIR und DEINEM Leben ohne Klimaschutz passen.

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