Klima

Massentierhaltung und Klimawandel: Warum verdrängen wir Klima-Fakten?

By 30 November 2022 Dezember 1st, 2022 One Comment
Massentierhaltung und Klimawandel: Warum wir Klima-Fakten verdrängen. Illustration einer Person, die sich die Ohren zuhält.

Keiner Fliege etwas zuleide tun können” und gerne Fleisch essen, möglichst lange gesund bleiben wollen und Zigaretten rauchen, für Menschenrechte sein aber Fast Fashion konsumieren – Anspruch und Wirklichkeit klaffen in unserem Verhalten oft weit auseinander. Ein häufiges Resultat ist die Verdrängung ins Unbewusste. Warum das so ist und welche Mechanismen dahinter stecken, darüber haben wir mit Yana Bender von den Psychologists for Future gesprochen.

Warum verdrängen wir Klima-Fakten? Illustration einer Person, die sich die Ohren zuhält.

Was passiert bei der Verdrängung von Klima-Fakten?

Verdrängung ist eine Art von Abwehrmechanismus, bei dem wir Informationen oder Erfahrungen ins Unterbewusste verschieben. Das ist zunächst einmal nichts Schlechtes, denn der Mechanismus schützt uns vor unangenehmen Gefühlen und psychischem Ungleichgewicht.

So verdrängen wir beispielsweise schmerzliche Erfahrungen oder Informationen, die nicht in unser Weltbild passen und zu einem inneren Konflikt führen würden (kognitive Dissonanz).

Illustration eines Gehirns das abwehrend die Hände hebt. Verdrängung von Klima-Fakten als Abwehrmechanismus.

Massentierhaltung und das Verdrängen von Tierleid

Ein solcher Konflikt kann sein, sich selbst als tierlieben Menschen zu sehen und gleichzeitig gerne tierische Produkte zu konsumieren. Mögliches Ergebnis: Berichte über Massentierhaltung werden ins Unbewusste verschoben.

Hinzu kommt, dass es in unserer Gesellschaft auf allen Ebenen verankert ist, bestimmte Tiere zu essen – und andere hingegen nicht. Diese Tatsache hat Melanie Joy mit ihrem Konzept des Karnismus näher untersucht.*

*mehr zum Karnismus könnt ihr im @nachhaltig.kritisch-Podcast nachhören.

Kollektive Abwehrmechanismen

Beim Karnismus gibt es Abwehrmechanismen, die greifen, damit wir als Gesellschaft (bestimmte) Tiere ohne Gewissensbisse essen können.

Illustration eines Hundes mit einem Herz über dem Kopf und eines Schweins mit einem zerbrochenen Herzen.

Verborgenheit / Leugnung

Was sich in Mast- und Schlachtbetrieben abspielt, findet oft im Verborgenen statt. Oft wird zudem das Leid der Tiere geleugnet: Obwohl laut Statistischem Bundesamt beispielsweise 2021 nur knapp 1 Prozent der Schweine “ökologisch gehalten” werden, haben viele Menschen das Selbstverständnis, selbst vorwiegend Fleisch von “glücklichen Tieren” zu essen.

Rechtfertigung / Mythen

Darunter versteht Joy die sogenannten 3 N’s, die auch oft in Diskussionen um Veganismus auftauchen: Fleischkonsum sei normal, natürlich und notwendig.

All diese Annahmen könnten natürlich widerlegt werden, sagt uns Yana Bender von den Psychologists for Future:

“Bei normal die Frage, ist das jetzt ein Argument […] oder kann ich das nicht vielleicht auch einfach anders machen als andere. “Natürlich – ja, vielleicht haben das unsere Vorfahren gemacht, aber wir tun auch andere Dinge […] nicht mehr, zum Beispiel leben wir in Häusern und nicht mehr in Höhlen. Und notwendig ist es eben eigentlich auch nicht mehr.”

Wahrnehmungsverzerrung

Bei diesem Abwehrmechanismus geht es vor allem darum, sogenannte Nutztiere zu Objekten zu degradieren. Schweinen oder Kühen wird also eine individuelle Persönlichkeit abgesprochen, während bei Hunden ganz selbstverständlich davon ausgegangen wird, dass sie einen Charakter besitzen.

Warum verdrängen wir den Klimawandel?

Auch die Folgen des Klimawandels werden gesellschaftlich gerne ins Unbewusste verdrängt.

“Da spielt auch wieder die kognitive Dissonanz eine große Rolle, dass es im Grunde [..] zwei Informationen gibt, die nicht miteinander kompatibel sind. Zum einen ist [..] in der Gesellschaft angekommen, dass wir ein Problem haben und wir dringend handeln müssen. Das passt aber mit den meisten Lebensrealitäten, die wir leben, nicht zusammen.”
Yana Bender, Psychologists for Future

Bestimmte Teile dieser Lebensrealität, in manchen Fällen zum Beispiel das Auto, seien dabei sogar schon Teil der eigenen Identitätsvorstellung geworden.

Welche Abwehrmechanismen gibt es?

  1. Verleugnung der Klimakrise
    “Der Klimawandel ist nicht menschengemacht.”
  2. Verdrängung
    “Ich habe für solche Gedanken gerade keine Energie.”
  3. Bagatellisierung
    “Das wird schon nicht so schlimm.”
    “Die Technologie wird das sicher noch retten.”

 

Doch riskieren wir mit den Abwehrmechanismen und der aktiven Verdrängung des Klimawandels nicht unser eigenes Überleben? Warum greift in diesem Fall nicht unser angeborener Überlebensinstinkt?

“Wir spüren aktuell in unserem Alltag die Folgen des Klimawandels noch nicht genug. Es ist für den Menschen schwierig, sich so abstrakt vorzustellen, was das mal für weitreichende Folgen haben wird.”

Yana Bender, Psychologists for Future, im nachhaltig.kritisch- Podcast.

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8 Februar 2024 19:19

[…] Schuld und Scham, sie fühlen sich mitverantwortlich für die Zerstörung des Planeten. Andere schieben Verantwortung von sich weg und verdrängen das, was vor der Haustür passiert. Traurige Hitzerekorde, Höchsttemperaturen in den Weltmeeren […]

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