Klima

Wie die Klimakrise unsere psychische Gesundheit belastet

Wie die Klimakrise unsere psychische Gesundheit belastet

Die Weltgesundheitsorganisation WHO bezeichnet den Klimawandel als die größte Gesundheitsbedrohung der Menschheit. Einige der Auswirkungen auf unser Wohlbefinden sind ganz offensichtlich und unmittelbar. Wenn die Wahrscheinlichkeit und Intensität von Extremwetterereignissen steigt, bedrohen die damit einhergehenden Stürme, Erdrutsche, Lawinen oder Hochwasser ganz direkt Menschenleben. Dasselbe gilt für vermehrt auftretende Hitzeereignisse.

Klimakrise und die Folgen für die psychische Gesundheit

Was dabei oftmals nicht mitbetrachtet wird: Neben dieser physischen Bedrohung wirkt sich die Klimakrise auch auf die psychische Gesundheit aus. Denn zwischen steigenden Temperaturen und unserer mentalen Gesundheit gibt es einen direkten Zusammenhang. So steigt zum Beispiel das Risiko für psychische Erkrankungen pro 1 °C Temperaturanstieg um 0,9%. Lange Hitzeperioden machen uns aggressiver und führen zu einem höheren Gewaltpotential. Auch eine erhöhte Suizidrate wird mit steigenden Temperaturen in Verbindung gebracht.

Eine häufige Folge: PTBS

Zusammenhang Klimakrise und posttraumatische Belastungsstörungen

Untersucht wurde der Zusammenhang von Klimawandel und psychischer Gesundheit auch in Regionen, in denen Extremwetterereignisse die Existenzgrundlage vieler Menschen zerstört haben. Menschen, die diese Ereignisse miterlebt haben, wiesen ein doppelt so hohes Risiko auf, um psychisch zu erkranken. Vor allem das Auftreten posttraumatischer Belastungsstörungen (PTBS) hat sich nach solchen Extremwetterereignissen massiv erhöht.

Besonders gut dokumentiert ist die Zeit nach dem Hurrikan Katrina, der u.a. die Stadt New Orleans verwüstete. Beinahe jede*r dritte befragte Einwohner*in litt im Nachgang unter einer PTBS, und knapp die Hälfte der befragten Betroffenen hatte Angst- oder depressive Symptomatiken, bis hin zu Suizidgedanken. Viele dieser gesundheitlichen Auswirkungen lassen sich auch nach anderen Katastrophen, wie Dürren oder Bränden, und oft noch Jahre später beobachten.

Von der Trauer, die Heimat zu verlieren

Die Klimakrise führt heute schon an vielen Orten der Welt dazu, dass Ressourcen und Nahrungsmittel knapper und teurer werden oder Regionen zunehmend unbewohnbar werden. Nahrungsmittelunsicherheiten und damit einhergehende Konflikte um Rohstoffe, klimawandelbedingte Flucht und die Verschlechterung der örtlichen Infrastruktur durch Naturkatastrophen können zusätzlich das Auftreten psychischer Erkrankungen begünstigen.
Vor allem wenn der Verlust der Heimat mit der Zerstörung der Natur einhergeht, kann das eine Art Trauerzustand auslösen – dieser emotionale Schmerz, der durch den Verlust der Heimat und der Natur entsteht, wird als Solastalgie bezeichnet.

Person umarmt den letzten Baum - Verlust der Heimat und die Zerstörung der Natur

Wie sich alleine die Auseinandersetzung mit dem Thema Klimakrise auf die Psyche schlagen kann, merken wir auch selbst oft bei unserer Arbeit. Sicherlich kennen auch viele von euch die Gefühle, die unter den Begriff der Klimaangst fallen. Die Angst, in Zukunft ganz direkt von den Folgen der Klimakrise betroffen zu sein, kann Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit in uns auslösen und damit auch unsere mentale Gesundheit verschlechtern.

Warum ist es wichtig, dass wir darüber sprechen?

Einige Menschen und Bevölkerungsgruppen sind stärker von den klimawandelbedingten Folgen betroffen. Diese ungleiche Verteilung lässt sich auch bei den Folgen auf die psychische Gesundheit beobachten. Umso wichtiger wird es in den nächsten Jahren sein, einerseits diese Risikogruppen zu erkennen und gleichzeitig Wege zu finden, sie besser zu schützen. Ein möglicher erster Schritt: Wenn wir über die gesundheitlichen Folgen der globalen Erhitzung sprechen, sollten die Auswirkungen auf die psychische Gesundheit mit besprochen werden. So kann ein gesellschaftliches Bewusstsein für das Thema geschaffen werden.

Wie ist das bei euch: War euch bewusst, wie vielfältig sich die Klimakrise auf unsere Gesundheit auswirkt?

Wenn es euch nicht gut geht, und ihr jemanden zum Reden braucht, findet ihr rund um die Uhr eine*n Ansprechpartner*in bei der Telefon-Seelsorge unter der Nummer 0800 11100111.

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