Angst um die Zukunft zu haben, ist ein besc*issenes Gefühl. Die Angst ist real, sie ist begründet, sie ist schmerzhaft. Die ferne Zukunft scheint unangenehm diffus. Wir wissen nicht genau, was kommt, doch das, was wir wissen, klingt überhaupt nicht gut.
Die Vorstellung, die wir als Kinder von unserer Zukunft hatten, wird sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht erfüllen.
Eine eigene Wohnung, gar ein Haus? Ein entspannter Lebensabend mit einer Rente, die gut zum Leben reicht? Oder auch nur eine einigermaßen friedliche Welt, Zugang zu Wasser, Lebensmitteln und Medikamenten?
Es sieht nicht danach aus. Sich von all diesen Vorstellungen und Wünschen für unsere Zukunft und die unserer Kinder zu verabschieden, ist enorm schmerzhaft.
Vielleicht fühlt sich deshalb die ein oder andere von der Überschrift getriggert. Warum soll Angst um die Zukunft ein Privileg sein? Und warum ist das überhaupt wichtig?
Wer Angst um die ferne Zukunft hat, hat etwas zu verlieren
Ernteausfälle, Wasserknappheit, Hitzewellen und Überflutungen: Millionen von Menschen sind schon heute massiv von der Klimakatastrophe betroffen. Unzählige davon müssen ihre Heimat verlassen, weil die Bedingungen es nicht möglich machen, zu bleiben.
Die Angst um das eigene Leben und die Sicherheit der Familie liegt für sie, die größtenteils im Globalen Süden leben, nicht in einer fernen Zukunft, sondern ist ein fester Bestandteil der Gegenwart.
Wer dagegen Angst vor einer (fernen) Zukunft hat, hat oft Privilegien in der Gegenwart. Zu diesen Privilegien gehört auch, die Angst vor der Zukunft verdrängen zu können.
Wenn wir, größtenteils im Globalen Norden, nicht wollen, müssen wir uns überhaupt nicht mit der fernen Zukunft beschäftigen.
Wir können so tun, als würde unser Leben immer so weitergehen, können nach Feierabend die Tür zumachen und die Welt und die Nachrichten und alles, was aktuell geschieht, draußen lassen.
Diese Möglichkeit haben wir, weil unsere nahe Zukunft gesichert scheint. Wir wissen, dass wir nächste Woche genug zu Essen haben, wir wissen, dass nächsten Monat ein Gehalt kommt, dass Wasser aus dem Hahn kommt und wir ein Dach über dem Kopf haben.
Das bedeutet nicht, dass wir uns den ganzen Tag schuldig oder dankbar fühlen oder uns mit den Zukunftsängsten halt nicht so anstellen sollen.
Es gilt, diese Privilegien zu nutzen
Doch das Privileg zu begreifen, dass die meisten von uns hier in Deutschland noch eine Gegenwart haben, die sie verlieren können, ist wichtig.
Denn dann können wir diese Privilegien als Verantwortung begreifen und sie dafür einsetzen, dass sich etwas verändert. Privilegien bedeuten Kapazität.
Finanzielle Kapazität, beispielsweise um zu spenden, Geld sinnvoll anzulegen und damit nicht fossile Industrien oder ausbeuterische Praktiken zu fördern.
Zeitliche Kapazität, um nicht die Augen zu verschließen, sondern uns für einen Wandel einzusetzen, indem wir protestieren, informieren, uns austauschen, uns politisch engagieren.
Diese Kapazitäten sollten wir nutzen. Und können damit nachweislich auch etwas gegen unsere Zukunftsangst tun.
[…] – Es steht nicht gut um unseren Planeten. Warum es wichtig ist, Angst um die Zukunft zu haben, und es sogar ein Privileg sein kann, erfährst Du auf […]