Konsum

Die sozialen Auswirkungen der Tabakindustrie

By 14 Januar 2021 Februar 28th, 2021 No Comments

Wer denkt bei der Kippe zum Kaffee schon an Kinderarbeit? 

Je tiefer man sich in die Machenschaften der Tabakindustrie einliest, desto unbegreiflicher wird einem, wie wenig Gegenwind die menschenunwürdigen Produktionszustände erhalten.

Vom Feld zur Kippe ist es ein langer und arbeitsintensiver Weg. Menschrechtsverletzung und Kinderarbeit sind hier an der Tagesordnung. Und die Liste der Länder, in denen Minderjährige auf den Feldern stehen, ist lang: Malawi, Sambia, Tansania, Simbabwe Argentinien, Brasilien, Indonesien, Vietnam, Kambodscha und auch auch den USA.

Die Tabakindustrie erzielt Milliardengewinne. Allein der Verkaufswert von Zigaretten belief sich im Jahr 2018 auf über 600 Milliarden Euro weltweit. Wer davon nur sehr wenig zu sehen bekommt, sind die Menschen der kleinbäuerlichen Betriebe, die den Tabak anbauen und trocknen. Umgerechnet 1,20 bis 2,70 Euro bekommen sie laut Unfairtobacco pro Kilo* Die Bezahlung ist so schlecht, dass anstelle externer Arbeiter*innen oft die eigenen Kinder auf den Feldern helfen müssen.

*Durchschnittspreis in Subsahara-Afrika

Dabei müssen sie mit scharfem Werkzeug hantieren und sind oft nicht mit Schutzkleidung ausgestattet. Das Hantieren mit Pestiziden und den Tabakpflanzen hat Vergiftungen als Folge. Der Qualm und Rauch beim Trocknen der geernteten Blätter begünstigt Atemwegserkrankungen.

Die WHO sprach bereits vor 10 Jahren von mehr als einer Millionen Kinderarbeiter*innen für die Produktion von Tabak. Die Arbeitszustände stehen dadurch im krassen Gegensatz zu nachhaltigen Entwicklungszielen und den UN-Kinderrechtskonventionen. In der folgenden Tabelle haben wir aufgelistet, welche Entwicklungsziele und Kinderrechtskonventionen besonders verletzt werden:

Wenn über Missstände in anderen Ländern gesprochen wird, kommt oft das Argument: “Aber ist die Schaffung von Arbeitsplätzen nicht besser, als gar keine Arbeit und Verdienstmöglichkeiten zu haben?”

Nein. Die Bauern und Bäuerinnen finden sich oft in Knebelverträgen wieder. Der Tabakanbau verschärft die bestehende Armut. Der Anbau der auslaugenden Tabakpflanzen nimmt weiterhin wichtige Flächen in Anspruch, die auch für den Anbau von Obst oder Gemüse genutzt werden könnte, welches eine ausreichende Ernährung sicherstellen könnte.

Und die Tabakkonzerne? Die halten sich bedeckt und nehmen die Missstände billigend in Kauf, solange die eigene Kasse stimmt.

Jan Mücke, Politiker der FDP und Geschäftsführer des Bundesverbands der Tabakwirtschaft und neuartiger Erzeugnisse, sagt dazu, die Stiftung “Eliminating Child Labour in Tobacco Foundation (ECLT)” habe bereits 650.000 Kinder erreicht. Kritik kommt von Sonja von Eichborn von Unfairtobacco, einem Projekt der Berliner Landesarbeitsgemeinschaft Umwelt und Entwicklung: “Das führt nicht zu strukturellen Veränderungen im Tabakanbau und erfüllt nur das Maß, das man braucht, um gute Presse zu bekommen.” (Proplanta)

Was tun?

Ein Lieferkettengesetz wäre ein Anfang. Es würde helfen, die großen Konzerne haftbar zu machen, wenn an bestimmten Stellen der Produktion Kinder- oder Menschenrechtsverletzungen festgestellt werden würden.

Arbeitsverträge und eine fairere Bezahlung, wie es teilweise bei Fairtrade-Produkten der Fall ist, könnten die Zustände der Bauern und Bäuerinnen verbessern und bessere Arbeitsbedingungen zu schaffen. Fairtrade Deutschland lehnt ein Siegel für Tabak aber aus ökologischen und ethischen Gründen strikt ab.

Eine faire Bezahlung, die den Lohn externer Arbeiter*innen abdecken würde, könnte verhindern, dass Kinder ihre Zeit auf dem Feld statt in der Schule verbringen.


Doch vielleicht würde ein Label auch kaum etwas ändern. Die Konzerne würden sich mit hübschen Öko-Marken profilieren und durch viel Greenwashing einige Nischenprodukte platzieren. An der Gesamtsituation wäre der Einfluss wohl eher gering.

Wichtiger wären Alternativen. Dass für ein Produkt, das weder gesund noch lebensnotwendig ist, wichtige Ackerflächen besetzt werden, ist ein Unding. Ein Umschwenken auf den Anbau von Obst oder Gemüse könnte der Lebensmittelknappheit in den Anbauländern entgegenwirken.

Naja und dann gibt es eine Lösung, die natürlich auf der Hand liegt, aber aus vielen verschiedenen Gründen sehr schwer ist. Aufhören zu rauchen…

Was ist eure Meinung zu dem Thema? 

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