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Alles, was am Moo Deng-Hype falsch ist…

Der Moo Deng Hype und was daran falsch ist. Illustration von Moo Deng im Wasser.
Flusspferd Moo Deng mit Herzen (Illustration)

Wahrscheinlich ist es auch schon in eurem Feed aufgetaucht: Das Zwergflusspferd Moo Deng. Das hat Juli 2024 das Licht der Welt in einem thailändischen Zoo erblickt und seitdem erobert es das Internet im Sturm. Ein Hype, der in alle Winkel der sozialen Medien vorgedrungen ist. So süß es auch ist, wir müssen den Spielverderber geben.

Denn so riesig der Hype ist, desto unreflektierter ist er auch. Unterhalb der ganzen Cuteness offenbart er einige Probleme, die wir gesamtgesellschaftlich mit dem Umgang mit anderen Lebewesen haben.

Vielleicht der offensichtlichste Punkt von allen: Ein Zoo ist kein natürlicher Lebensraum für Zwergflusspferde. Klar machen wir damit ein riesiges Fass auf. Über Zoos und deren Einfluss auf den Artenschutz und Umgang mit Tieren in Gefangenschaft wird seit jeher diskutiert. Darüber könnte man definitiv einen eigenen Beitrag schreiben.

Beitrag zu Moo Deng auf einem Smartphone

Aber bleiben wir bei Moo Deng. Zwergflusspferde sind in ihrer natürlichen Umgebung, den Regenwäldern Westafrikas, stark bedroht. Die IUCN (Internationale Union zur Bewahrung der Natur) führt sie als gefährdet auf.

Lebensraumverluste durch Rodung, Wilderei und Kriegsgeschehen vor Ort bedrohen ihr Überleben. Doch statt den Fokus auf den Erhalt dieser Tiere in der Wildnis zu richten, werden sie in Zoos präsentiert, wo sie zu Publikumslieblingen werden – allerdings nicht als Botschafter einer bedrohten Art, sondern als Unterhaltungsobjekt. Der Hype um Moo Deng verdeckt diese bedrohliche Realität, statt auf sie aufmerksam zu machen.

Der virale Erfolg des Zwergflusspferds zeigt auch eine verstörende Seite unserer modernen Kultur: Die Objektifizierung von Tieren.

Was auf den ersten Blick süß und harmlos wirkt, zeigt bei genauerem Hinsehen ein tieferliegendes Problem. Tiere werden in sozialen Medien immer häufiger als Content konsumiert – als niedliche, kurzweilige Unterhaltung, die Klicks und Likes generieren soll.

Person hält Moo Deng in den Händen (Illustration)

Dabei wird selten reflektiert, dass es sich um lebende Wesen handelt, die eigene Bedürfnisse, einen natürlichen Lebensraum und spezifische Schutzmaßnahmen benötigen.

Stattdessen passiert oft das Gegenteil: Je mehr Likes und Shares, desto weiter entfernt sich das Tier von seiner natürlichen Rolle und wird zu einem Produkt der digitalen Welt.

Ein Hund und ein Schwein nebeneinander. Über dem Kopf des Hundes ein Herz, über dem Schwein ein gebrochenes Herz

Es zeigt außerdem das Abhängigkeitsverhältnis, das wir Tieren auferlegen und dabei über sie entscheiden, verfügen, sie einsperren oder sie zu einem Internet-Phänomen für unsere Bedürfnisse hochpushen. Wie unterschiedlich wir Tiere untereinander bewerten und behandeln, zeigt schon der Name Moo Deng, was gleichzeitig auch für ein Gericht mit gerösteten Schweinebauch mit Reis und roter Sauce steht. Okay…

Ja, Moo Deng ist unfassbar süß, finden wir auch. Wir wünschen uns, dass der Hype uns zum Nachdenken anregt.

  • Darüber, wie wir mit Tieren umgehen und über sie bestimmen.
  • Darüber, dass Artenschutz vor allem erstmal Lebensraum bewahren heißt.
  • Und darüber, dass wir Tiere nicht auf ihren Unterhaltungswert reduzieren sollten.

Das gilt für Zwergflusspferde, aber auch für Milliarden Tiere in der Massentierhaltung.

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