Die letzten Posts haben deutlich gezeigt: Die Tabakproduktion hat drastische ökologische und soziale Auswirkungen. Weil sehr viele von euch gefragt haben, wie kann man auch bei Tabak die Umwelt und eine faire Produktion achten kann, haben wir uns auf die Suche nach “Alternativen” begeben.
1.Bio-Tabak?
Es gibt keine (Fairtrade-)Siegel für Tabakprodukte. Der Grund: Der Werte von Fairtrade steht in einem zu krassen Gegensatz zu den ökologischen, gesundheitlichen und sozialen Auswirkungen der Tabakproduktion. Auch nach Bio-Siegeln sucht man deshalb vergeblich: Sie existieren nicht.
Wenn ich aber die ganze Ausbeutung in den Anbauländern nicht unterstützen, auf meine Kippe zum Feierabend aber nicht verzichten möchte, was kann ich dann tun?
Ich habe bei unfairtobacco.org nachgefragt, ob man nachvollziehen kann, welche Marken mit Kinderarbeit in Verbindung stehen. Da der Markt sehr intransparent ist, sei das schwer, hat mir Jan Schulz geantwortet. “Der auf dem offenen Markt aufgekaufte Rohtabak kann nicht wirklich zu einzelnen Plantagen zurückverfolgt werden, aber da im Tabakanbau Kinderarbeit gang und gäbe ist, ist es wahrscheinlich, dass am Ende alle diese Firmen von Kinderarbeit profitieren bzw. mitverantwortlich dafür sind”, schrieb er mir auf meine Frage. Wenn also dieser Tabak aus moralischen und ökologischen Gründen wegfällt, was bleibt dann noch?
Tatsächlich gibt es auch in Deutschland Felder, auf denen Tabak angepflanzt wird. Der Tabak ist natürlich teurer, kommt aber ohne Kinderarbeit aus. Der Bundesverband deutscher Tabakpflanzer (BdT) spricht auf der eigenen Website von einem Anbau von 2.000 Hektar Fläche.
Ich habe beim Verband nachgefragt, wie viel Tabak produziert wird und wo man ihn denn erwerben könne. Leider habe ich auf mehrere Mails und Anrufe keine Rückmeldung erhalten. Die Tabakbauer haben allerdings einen schweren Stand: In Deutschland ist es nicht erlaubt Tabakprodukte als ökologisch oder bio zu vermarkten. Durch diesen Umstand werden dem deutschen (ökologischen) Tabakanbau natürlich große Steine in den Weg gelegt.
Eine andere Möglichkeit ist natürlich, Tabak selber anzubauen – eine Praxis, die sowohl erlaubt als auch steuerfrei ist. Wer sich dafür interessiert, für den hält das Internet viele Anleitungen bereit.
2.Abbaubare Filter
Billionen von Zigarettenfiltern landen jährlich in der Natur. Sind biologisch abbaubare Filter nicht eine super Lösung?
Dass sie schneller verrotten, stimmt. Aber ist das unbedingt gut? Das Problem der herkömmlichen Filter ist nämlich nicht nur der enthaltene Kunststoff, der in kleine Teile zerfällt, sondern vor allem die darin enthaltenen Giftstoffe. Diese gelangen durch das Rauchen in die Filter. Die Giftstoffe werden vom Regen ausgewaschen und verteilen sich in den Böden und im Wasser. Dort schädigen sie Pflanzen und Tiere. Abbaubare Filter senden das falsche Signal, dass man sie einfach unachtsam in die Natur schnipsen könne. Auch Bio-Filter müssen fachgerecht entsorgt werden. Ist es vielleicht noch bedenklicher, wenn die Filter viel zersetzen? So gibt es wenigstens noch die Chance, einige von ihnen aus der Natur aufzusammeln.
Eine zumindest im Entsorgungsaspekt sinnvollere Alternative könnten dagegen wiederverwendbare Filter, beispielsweise aus Glas sein.
3.E-Zigaretten
Neuerdings wird gedampft statt geraucht. Sind E-Zigaretten eine umweltfreundliche Alternative?
Ob E-Zigaretten zur Nikotinentwöhnung beitragen können ist umstritten. Obwohl es noch keine aussagekräftigen Langzeitstudien gibt, lässt sich wohl sagen: E-Zigaretten sind harmloser, aber nicht ungefährlich. “Die Menge der meisten schädlichen und möglicherweise schädlichen Substanzen ist im Aerosol geringer als in Tabakrauch, manche schädliche Substanzen liegen aber in höherer Konzentration als in Zigarettenrauch vor,” heißt es im aktuellen Tabakatlas der WHO.
Im gleichen Bericht werden auch mögliche Auswirkungen von E-Zigaretten auf die Umwelt betrachtet. Wie bei allen Produkten kommt es demnach auch bei E-Zigaretten darauf an: Woher stammt mein Produkt, und wie und unter welchen Umständen wurde es produziert? Woher kommen die Liquids? Auch hier gibt es bereits Anbieter, die “Nachhaltigkeit” in den Fokus rücken. Zukünftig wird neben der Herstellung auch die Entsorgung einen wichtigen Part einnehmen, vor allem was die Akkus, die Liquids und die Kartuschen angeht.
Insgesamt gibt es für das (relativ) neue Feld jedoch noch zu wenige Untersuchungen, um in dieser Sache ein wissenschaftlich valides Fazit treffen zu können. Wenn es unter euch einen Experten oder eine Expertin gibt, der oder die mehr Informationen dazu hat, dann tritt gerne mit uns in Kontakt.
Die Recherche hat gezeigt: Dem Lebenszyklus einer Zigarette lässt sich umwelttechnisch wenig Positives abgewinnen. Ob E-Zigaretten die Tabakindustrie obsolet machen werden ist unklar, vor allem, wenn man sich der Lobbymacht der milliardenschweren Industrie bewusst wird und wie auch jetzt versucht wird, das Feld der E-Zigaretten für sich einzunehmen.