Zimmerpflanzen erfreuen sich größter Beliebtheit und in vielen Haushalten wächst der #UrbanJungle an. Im Jahr 2021 wurde alleine in Deutschland ein Umsatz von 10,3 Milliarden Euro mit Blumen und Pflanzen erzielt. 10 Prozent mehr als im Vorjahr. Während der größte Anteil davon (35%) Schnittblumen sind, fallen doch immerhin 17 Prozent auf blühende und grüne Zimmerpflanzen. Durchschnittlich gab jede:r Deutsche im vergangenen Jahr 20 Euro für Zimmerpflanzen aus.
Wie nachhaltig ist der Trend?
Aber der Trend bringt auch so einige Probleme mit sich. Denn, was viele der Zimmerpflanzen gemeinsam haben: In unseren Breitengraden wachsen sie nicht und müssen importiert werden. Auf die Ökobilanz tropischer Pflanzen kommt daher zuallererst der Schiffstransport, oft aus Ländern des sogenannten globalen Südens.
Der Pflanzenpass
Nachzuvollziehen, woher die grünen Lieblinge genau stammen, ist für Verbraucher:innen dabei beinahe unmöglich.
“Als normaler Mensch ohne Zugang zu irgendwelchen Laborkapazitäten, wo man das über den genetischen Fingerabdruck feststellen kann, hat niemand eine Chance.”
sagt auch Corinna Hölzel. Sie ist Pestizidexpertin vom BUND mit der wir über das Thema für unseren Podcast gesprochen haben.
Es gibt zwar den sogenannten Pflanzenpass – dieser gibt aber nur an, in welchem Land die “letzte Kultivierung” stattgefunden hat. Oftmals bezeichnet diese letzte Kultivierung aber nicht mehr als ein Umtopfen der Stecklinge, meist passiert dies in den Niederlanden.
Stichwort Pestizide
Ein weiterer Punkt sind Pestizide, die in den Anbauländern eingesetzt werden. Teilweise sind das Gifte, die in der EU bereits verboten wurden. Die Mittel sind nicht nur für die dortige Flora und Fauna ein Problem, sondern auch für die Arbeiter:innen vor Ort, da nicht ausreichend Arbeitsschutzmittel bereitgestellt werden. Grenzen oder Richtlinien für Pestizidbelastungen gibt es bei Pflanzen, anders als bei Lebensmitteln, nicht. Können wir von der Pestizidbelastung unserer Zimmerpflanzen krank werden?
“In der Regel besteht da kein akutes Gesundheitsrisiko für diejenige oder denjenigen, der es dann kauft, also die Konsument:innen.”
Corinna Hölzel, Pestizidexpertin vom BUND.
Plastikmüll
Viele Pflanzen kommen in kleinen Anzuchttöpfen, die meist aus Kunststoff bestehen. Beim Umtopfen landen diese oft direkt im Müll. Bei zig Millionen Töpfen pro Jahr kommt da einiges an Müll zusammen. Ein weiteres Problem: Viele der Töpfe bestehen aus schwarzem Kunststoff, der als besonders schlecht zu recyclen gilt. Recyclinganlagen können diesen nicht als recyclebaren Stoff identifizieren, wodurch er aussortiert und verbrannt wird.
Torf
In Blumenerde ist oft Torf zu finden. Dafür werden ganze Moore trockengelegt und abgebaut. Einerseits schwindet dadurch der Lebensraum vieler Pflanzen- und Tierart. Moore sind aber auch wichtige natürliche Kohlenstoffsenken. Durch den Abbau werden große Mengen an gespeichertem Kohlenstoff und andere Gase freigesetzt, die die Erderwärmung weiter vorantreiben. 95% der Moore in Deutschland sind bereits entwässert, große Anbaugebiete finden sich heute zum Beispiel in Osteuropa.
Insgesamt gibt es doch einige Faktoren, die den ganzen Trend Urban Jungle in ein schlechtes Licht rücken. In unserem Artikel schauen wir uns deshalb an, wie man den Urban Jungle nachhaltiger gestalten kann.