Wie leugnet man wissenschaftliche Erkenntnisse? Bevor wir uns damit beschäftigen, wie man in weihnachtlichen Diskussionen mit den immer gleichen Verwandten wissenschaftlich Paroli bieten kann, stellen wir euch in diesem Beitrag unterschiedliche Arten von Klimaleugner*innen sowie Schlussfolgerungen vor, die diese oft ziehen (müssen), um ihr Weltbild aufrechtzuhalten.
„DaS kLiMa hAt sIcH sChoN iMmEr geÄnDeRt!1!“ Vielleicht habt ihr auch diesen verrückten Großonkel* in der Familie, der regelmäßig ein paar Stammtischparolen vom Stapel lässt, beim Festtagsbraten gerne so richtig schön den Klimawandel anzweifelt und der auch willig die ein oder andere Verschwörungstheorie mitnimmt, solange sie in sein Weltbild passt.
*dieser ominöse “Großonkel” ist übrigens einfach nur ein häufig verwendeter Platzhalter für welches Familienmitglied auch immer.
Abgesehen davon, dass ihr diese Diskussionen dieses Jahr vielleicht nur digital führen müsst und es beim Videocall eine richtig geile Taste gibt, die Mute heißt, genießt ihr Freund*innen der Umwelt und Beschützer*innen des Klimas einen weiteren, oft vernachlässigten Vorteil in Streitgesprächen dieser Art: Der Großteil der Wissenschaftler*innen steht hinter euch.
Bis Weihnachten werden wir hier einige typische “Stammtisch-Argumentationsmuster” und Mythen aufzeigen und diese wissenschaftlich – und gleichzeitig auch ein bisschen liebevoll – entkräften. Damit seid ihr für jede weihnachtliche Diskussion gewappnet.*
*sorry, das ist jetzt ein bisschen gelogen. Denn es gibt ja auch noch die Flüchtlingsdebatte, Frau Merkel, Feminismus und natürlich die Corona-Pandemie.
Auch bei mir, Robin, gibt es immer wieder Situationen und private und familiäre Zerwürfnisse, wenn es um das Thema Klimawandel und Nachhaltigkeit geht. Da ich ein faktenbasierter Mensch bin, hilft es mir, immer ein paar Zahlen oder wissenschaftliche Argumente zur Hand zu haben, die meinen Standpunkt stärken und die gängigsten Floskeln widerlegen können.
Lohnt sich eine Diskussion unterm Tannebaum?
Um überhaupt ein Gespräch starten zu oder Aussagen widerlegen zu können, sollte man zunächst die grundsätzlichen Argumentations- oder Diskussionsstrukturen verstehen und enttarnen.
Dabei ist es von Vorteil, fünf grundsätzliche Charakteristika des Leugnens wissenschaftlicher Erkenntnisse zu verstehen:
Fake Experts
Die Präsentierung einer unqualifizierten Person als seriöse Quelle.
Beispiel: “Karl aus dem dritten OG sagt das. Und der hat mal ein Praktikum beim Umweltbundesamt gemacht.”
Logical Fallacies / Trugschluss
Argumentationen, die in sich nicht stimmig sind, weil sie keine logische Schlussfolgerung haben.
Beispiel: “Das Klima hat sich schon immer geändert. Also ist dieser Klimawandel ganz natürlich.”
Impossible Expectations
Falsche Erwartungen an die Wissenschaft und Forschung.
Beispiel: “Wissenschaftler*innen können nicht einmal das Wetter der nächsten Woche vorhersagen. Woher sollen sie dann wissen, wie es in 100 Jahren aussieht?”
Cherry Picking oder Rosinenpickerei
Es werden nur Studien oder Informationen betrachtet, die den eigenen Standpunkt stärken, auch wenn der wissenschaftliche Konsens ganz klar in die andere Richtung geht.
Beispiel: “Aber die neue Studie der Tönnies GmbH hat gesagt, Fleisch ist gar nicht so schlecht fürs Klima.”
Conspiracy Theories / Verschwörungstheorien
Hier wird oft das allgemein beliebte Narrativ aufgegriffen, dass ein geheimer Plan einer bestimmten (elitären) Gruppe versuche, die Wahrheit zu vertuschen.
Beispiel: “Der Klimawandel wurde erfunden, damit Klimaforscher*innen mehr Fördergelder kassieren.” (Ja diese Verschwörungsideologie gibt es wirklich)
Falsche Analogien, Missinterpretationen, starke Vereinfachung, Whataboutism: Viele weitere Faktoren stärken diese Charakteristika und erschweren eine sachliche Diskussion.
Du hast einen Trugschluss erkannt und möchtest wissen, wie du eine Diskussion angehst? Im nächsten Beitrag zeigen wir dir, wie man wissenschaftlich widerlegt.
QUELLE:
Sceptical Science