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Valentinstag: Was du über Rosen wissen solltest

By 11 Februar 2021 Februar 28th, 2021 No Comments

Valentinstag. Für die einen der Inbegriff von Romantik, für die anderen der des Kapitalismus. Im Jahr 2019 wurden knapp 1,5 Milliarden Rosen nach Deutschland importiert. Das Statistische Bundesamt gibt an, dass davon über eine Milliarde der Rosen aus den Niederlanden stammen. Das stimmt zwar, ist aber irreführend: Denn die Niederlande betreiben zwar selbst eine große Blumenaufzucht, fungieren aber vor allem auch als Zwischenhändler der Rosen aus Ostafrika (vorrangig Kenia und Äthiopien) oder auch aus Südamerika (Ecuador).

Bereits 2017 teilte die EU-Statistikbehörde Eurostat mit, dass jede zweite Rose in der EU aus Kenia stamme.

Noch überraschender ist jetzt allerdings, dass die Rosen aus Kenia laut einer Untersuchung einen geringeren “ökologischen Fußabdruck” haben, als die aus unserem Nachbarland, den Niederlanden.

Wie kann das sein?

Laut der Untersuchung fallen bei der Züchtung der Rosen zwei Parameter schwer ins Gewicht.

Bei den kenianischen Rosen ist das der Flugtransport, der den Großteil der Emissionen ausmacht. Da die Wetterbedingungen für die Rosenzucht dort optimal sind, fällt der Faktor “Strom” kaum ins Gewicht.

Genau andersherum ist es bei den Rosen aus den Niederlanden. Das Februarwetter in Mitteleuropa ist meistens nicht sehr rosig, daher wird die Zucht in energiefressende Gewächshäuser verlegt.

Was heißt das in Zahlen?

Strom (aus nicht erneuerbaren Quellen)

Konventionelle Rosen aus Kenia → 90MJ pro Bund (20 Rosen)

Pro Rose: Ungefähr so, als würde man 12,5h fernsehen. Ein bisschen mehr als 8x Tatort. 

Gewächshausrosen aus den Niederlanden → 600MJ pro Bund (20 Rosen)

Pro Rose: Ungefähr so, als würde man 83 Stunden fernsehen. Also 3 Tage und 11 Stunden.

Das ist ungefähr so viel, wie alle acht Staffeln Game of Thrones, alle drei Herr der Ringe Filme und man hätte immer noch eine Stunde übrig.

*Wenn man mit einer Kilowattstunde 7h fernsehen kann.


CO2

Konventionelle Rosen aus Kenia: 7 kg CO2 pro Bund (20 Rosen)

Pro Rose: 0,35 Kg CO2


Gewächshausrosen aus den Niederlanden: 37 kg CO2 pro Bund (20 Rosen)

Pro Rose: 1,85 Kg CO2

Wasser

Eine kenianische Rose wird im Schnitt mit 5,1 Litern Wasser gegossen. Der WWF spricht von 20.000 Kubikmetern Wasser pro Rosenfarm am Tag.

In den Niederlanden sind es lediglich 1.6 Liter pro Rose. Der niedrigere Verbrauch kommt zustande, weil mit einem geschlossenem System der Wiederverwendung, sowie mit viel Regenwasser gearbeitet wird.

In Kenia hingegen werden Rosen in besiedelten Gebieten angebaut, in denen bereits eine Wasserknappheit vorherrscht. Diese wird durch die Rosenzucht noch verschärft, indem die vorhandenen Wasserquellen übernutzt werden.

Pestizide is in the air.

Auch der Einsatz von Pestiziden ist gang und gäbe. Beim konventionellen Anbau in Kenia werden laut der Untersuchung 6,4 mal mehr Insektizide und 4,5 mal mehr Fungizide genutzt, als in den Niederlanden. Das hat Folgen: In Naivasha, einem der Hauptanbauorte Kenias, gelangen die Giftstoffe in Böden und den nahegelegenen See.

Fairtrade-Rosen?

Natürlich hat die Rosenzucht auch einen sozialen Einfluss. Auch für die schönen Blumen gibt es Fairtrade-Siegel, die eine bessere Bezahlung und Arbeitsumstände für die Arbeiter*innen ermöglichen. Interessant ist dabei die Tatsache, dass die Fairtrade-Rosen aus Kenia laut der Untersuchung auch einen geringeren Wasser- und Pestizidverbrauch und so auch einen geringeren ökologischen Fußabdruck haben.

Welche Rosen sind jetzt “besser”?

Gemessen am ökologischen Fußabdruck sind die Fairtrade-Rosen aus Kenia die beste Wahl. Der hohe Wasserverbrauch ist aber ein Manko, dass sich in Zukunft auch auf die Bevölkerung vor Ort auswirken kann. Großen Optimierungsbedarf gibt es in den Niederlanden: Ein Umschwenken auf erneuerbare Energien würde den Fußabdruck der europäischen Rosen deutlich schmälern, und die Rosen so zumindest aus ökologischer Sicht konkurrenzlos machen. Der Wasser- und Pestizidverbrauch ist schon jetzt vergleichsweise gering.
Alternativen?

Es gibt natürlich auch immer die Möglichkeit, keine Rosen zu verschenken. Zumindest nicht im Februar. Wenn man seinem Herzensmenschen aber unbedingt eine Freude machen möchte, eignen sich zum Beispiel Blumen-Samen, die ganz ohne Pestizide und Gewächshaus zu einem schönen Strauß heranwachsen können. Außerdem gibt es um diese Zeit schon sogenannte Frühblüher, wie Tulpen oder Krokusse. Die gibt es dann sogar in Bio-Qualität und regional. Es muss ja nicht immer die Rose sein. <3

Quellen:

Migros-Genossenschafts-Bund (MGB), Switzerland Fairtrade International: Life Cycle Assessment Cut Roses 

Statistisches Bundesamt: Rosen aus Holland und Kenia

Statistisches Bundesamt: Rosenimporte Ingesamt

EU-Statistikbehörde Eurostat: Rosenimporte aus Kenia 2017

WWF Schnittblumen aus Kenia | Faktenblatt 2014

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