Weltweit sind 100 Unternehmen für fast drei Viertel der Emissionen verantwortlich. In Deutschland wird ein Drittel aller Treibhausgasemissionen von 30 Unternehmen verursacht. Damit nehmen Unternehmen mit fossilem Kerngeschäft einen enormen Einfluss auf die Klimakrise.
Mit den aktuell üblichen und legalen Geschäftspraktiken wird nicht nur die Klimakrise angefeuert, sondern auch Arbeitskräfte ausgebeutet und Ökosysteme zerstört, um an Rohstoffe zu kommen.
Die Probleme unseres Wirtschaftssystems
Noch heute profitiert das westliche Wirtschaftssystem von den geringen Sozial- und Umweltstandards und den damit einhergehenden billigen Lohn- und Produktionskosten vieler Länder des Globalen Südens.
Die Verantwortung für entstehende Umwelt- und Klimaschäden wird dann häufig auf diese Länder abgeschoben. So wird etwa ein Viertel der weltweiten CO2-Emissionen durch die aktuell übliche Emissionsberechnung in den Globalen Süden verlagert.
So könnten einige Industrienationen in den nächsten Jahren offiziell klimaneutral werden, obwohl sie das Problem einfach nur weitergegeben – an die Menschen, die sowieso schon um ein Vielfaches stärker von der Klimakrise betroffen sind und diese am wenigsten verantworten.
Gleichzeitig erleben wir laut einem Oxfam-Bericht weltweit einen rasanten Zuwachs der sozialen Ungleichheit. Durch die globale Erhitzung, das Artensterben, die Corona-Pandemie, Inflation, Krieg und weitere Krisen sehen sich hunderte Millionen Menschen von Armut und Hunger bedroht.
Das reichste Prozent der Weltbevölkerung profitiert derweil von genau diesen Krisen. Seit Beginn der Pandemie gingen etwa zwei Drittel des weltweiten Vermögenszuwachses an sie.
Kann ein Wirtschaftssystem, das solche gravierenden sozialen und ökologischen Mängel aufweist, gerecht sein?
Und wenn nein, wie kommen wir dahin?
Brauchen Unternehmen mehr gesetzliche Vorgaben und Anreize? Regelt der Markt das von alleine? Sollten sich die Unternehmen selbst aktiv um Emissionsminderungen bemühen? Oder müssen wir unser gesamtes Wirtschaftssystem umkrempeln?
Die Romero Initiative fordert in ihrem Leitfaden Wandelmut! Wie wir eine sozial-ökologische Wirtschaft gestalten nicht weniger als das: Eine grundlegende Transformation der Art und Weise, wie und mit welchem Ziel wir wirtschaften.
Wie kommen wir zu einer Weltwirtschaft, die innerhalb der planetaren Grenzen und im Sinne der globalen Gerechtigkeit agiert? Eine Möglichkeit bietet das Konzept der sogenannten Postwachstumsökonomie.
Postwachstumsökonomie
Wie der Name schon sagt, wird dabei der Wachstumszwang des aktuellen Wirtschaftssystems in Frage gestellt. Industrien sollen in Teilen zurückgebaut, der Rohstoffverbrauch und die emittierten Treibhausgase reduziert werden.
Vertreter:innen des Konzepts fordern kürzere und regionale Wertschöpfungsketten, die Einstellung von als “Ballast” identifizierten Konsumformen und die Unabhängigkeit einzelner Gemeinden durch die Stärkung der Fertigkeiten.
Konkrete institutionelle Maßnahmen sieht das Konzept zum Beispiel in einem individuellen Emissionskontingent, wie es auch der Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber fordert.
Wer jährlich nur 3 Tonnen Kohlendioxid zur Verfügung hat (in Deutschland liegt der jährliche Durchschnitt je nach Rechnung zwischen 8 und 10 Tonnen) und sich weitere Emissionsrechte dazu kaufen muss, hätte demnach weniger Anreiz, unnötig zu konsumieren.
Doch selbst wer vegan lebt, auf 11 Quadratmetern wohnt, nie neue Kleidung kauft und kein Auto besitzt, kommt aktuell höchstwahrscheinlich über diesen Höchstwert von 3 Tonnen.
Eine solche Maßnahme müsste also mit einem kompletten Umbau unseres Systems hin zu erneuerbaren Energien einhergehen. Gibt es nicht trotzdem Möglichkeiten, die jede*r Einzelne von uns hat, um ein gerechteres Wirtschaftssystem voranzutreiben?
Was jede*r Einzelne jetzt tun kann
Neben politischem Engagement, bewussten Konsumentscheidungen und (nach Möglichkeit) der Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln können wir im Sinne der Postwachstumsökonomie auch unseren Besitz, Fähigkeiten und Talente verleihen. Das stärkt die Unabhängigkeit von großen Unternehmen und damit die Resilienz einer Gemeinschaft.
Am meisten Macht haben Individuen jedoch immer noch, wenn sie sich in Gruppen zusammenschließen und gemeinsam Forderungen an Unternehmen und die Politik stellen.