

Unser heutiges Handeln bestimmt nicht nur, wie stark sich der Planet erhitzen wird – es entscheidet auch darüber, wie gut wir gegen weitere Auswirkungen der Klimakrise gewappnet sein werden. Denn wenn die Folgen häufiger und intensiver auftreten, müssen wir uns schon heute die Frage stellen: Wie können wir uns daran anpassen?
Spoiler: Es reicht nicht, einmal die Woche den Wetterbericht zu schauen und wenn es warm wird, einen Hut aufzusetzen und wenn es viel regnet, die Gummistiefel bereitzustellen. Vielmehr geht es darum, sich strukturell auf unvermeidbare Veränderungen einzustellen, zum Beispiel, indem ein Schutzdamm gebaut, Notfallpläne erarbeitet oder ein besseres Regenwasserkonzept in Städten umgesetzt wird.
Anpassung darf keine Ausrede sein
Wichtig ist dabei, dass Anpassungsmaßnahmen an die globale Erhitzung den Klimaschutz nicht ersetzen. Vielmehr ist es eine ergänzende Maßnahme zur Emissionsreduzierung, die heute entscheidet, wie gut wir uns auf die einschneidenden Veränderungen vorbereiten können.
Warum Anpassung so wichtig ist, wird am Beispiel von Wetterextremen sichtbar.


Nehmen Hochwasser und Überschwemmungen durch starke Regenfälle zu, dann müssen wir überdenken, wie wir Infrastruktur, Siedlungen und Brücken darauf ausrichten, um Katastrophen wie die Flut im Ahrtal zu verhindern. Im Gegensatz dazu stellen uns Hitzewellen vor die Herausforderung, wie wir auf drohende Wasserknappheit oder Ernteausfälle reagieren können.
Zusätzlich müssen wir unsere Infrastruktur anpassen, um der Hitzebelastung in der Bevölkerung vorzubeugen. Es gibt kaum einen Bereich, der nicht durch die Folgen der globalen Erhitzung direkt oder indirekt betroffen ist. Um dem Waldsterben entgegenzuwirken, müssen wir großflächig Sorten pflanzen, die der Hitze, Stürmen und neuen Schädlingen besser standhalten.
Ernteausfällen kann man mit Konzepten zur Verbesserung des Wasserrückhaltes vorbeugen. Das alles passiert nicht über Nacht und ist gleichzeitig dringend, damit unsere Versorgungssicherheit und die lebensnotwendige biologische Vielfalt geschützt wird.
Sozial gerechte Klimaanpassung
Ein Sachstandsbericht des IPCC verdeutlicht, dass das Zeitfenster, um wirksame Anpassungsmaßnahmen umzusetzen immer kleiner wird:
“Gesellschaftliche Entscheidungen und Maßnahmen, die in den nächsten zehn Jahren umgesetzt werden, bestimmen das Ausmaß, in dem mittel- und langfristige Pfade zu einer höheren oder niedrigeren klimaresilienten Entwicklung führen werden.”
Der Bericht verdeutlicht außerdem, dass auch die Maßnahmen der Anpassung global nicht fair verteilt sind. Die Lücken zwischen dem, was getan wird und was getan werden müsste, werde besonders bei Bevölkerungsgruppen mit niedrigem Einkommen deutlich. Die Industriestaaten haben sich verpflichtet, ab 2020 jährlich 100 Milliarden Dollar für Klimaschutz- und Anpassung in ärmeren Ländern bereitzustellen.
Angekommen sind davon laut OECD nur knapp über 83 Milliarden Dollar, wovon weniger als die Hälfte (29 Milliarden Dollar) wirklich für die Klimaanpassung zur Verfügung gestellt wurde. Zu wenig, das macht der UN-Bericht “Adaption Gap Report 2022” deutlich. Der Kostenbedarf Länder des Globalen Südens für die Klimaanpassung müsste demnach fünf- bis zehnmal höher sein als die derzeitigen Zuwendungen.