Katapultiert uns konsequenter Klimaschutz zurück in die Steinzeit? In privaten und politischen Diskussionen wird immer wieder die vermeintliche Unvereinbarkeit von Klimaschutz und Wohlstand hervorgebracht.
Dieses Argument ist falsch – es sei denn, man ist 98 Jahre alt, hat keine Nachkommen und findet den Planeten alles in allem auch nicht besonders schützenswert.
Welchen Wohlstand gibt es ohne Klimaschutz?
Ohne jegliche Klimaschutzmaßnahmen könnte die deutsche Wirtschaft vielleicht noch ein paar wenige Jahre wachsen, bevor sie mittel- und langfristig einbrechen würde1, 2, 3.
Selbst ein kurzfristiges Wirtschaftswachstum bedeutet dabei aber nicht zwingend, dass gleichzeitig auch der gesamtgesellschaftliche Wohlstand wächst.
Forschende: BIP allein nicht aussagekräftig
Das bekannteste Messinstrument dafür ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP). Es misst die wirtschaftliche Leistung einer Volkswirtschaft, indem es den Wert aller Waren und Dienstleistungen zusammenzählt und die Güter und Dienstleistungen abzieht, die zu deren Herstellung benötigt wurden.
Die Idee: Steigt das BIP, wächst die Volkswirtschaft und damit auch der gesamtgesellschaftliche Wohlstand. Doch an diesem Indikator gibt es Kritik. Sorge- und Pflegearbeit sind darin ebenso wenig enthalten wie ehrenamtliches Engagement. Umweltschädliche Wirtschaftsaktivitäten, die der Gesellschaft und Artenvielfalt schon heute immens schaden, werden dagegen mit eingerechnet.
Können wir ewig weiterwachsen?
Letztlich wird ein unendliches Wirtschaftswachstum schon durch die Tatsache entscheidend gefährdet, dass wir auf einem Planeten mit endlichen Ressourcen leben. Im Jahr 2022 haben wir bereits Ende Juli alle natürlichen Ressourcen verbraucht, die die Erde innerhalb eines Jahres selbstständig regenerieren kann.
Aus diesem Grund fordern Forschende schon lange alternative Wohlstandsindikatoren, die in Ergänzung zur wirtschaftlichen Leistung auch andere Faktoren berücksichtigen.
Wann geht es einer Gesellschaft gut?
Das können neben dem Pro-Kopf-Einkommen auch Faktoren wie die Lebenserwartung, Gesundheit, Bildung, gesellschaftliche Großherzigkeit, soziale Teilhabe oder Umweltqualität sein4, 5. Das Spannende daran: Umfassende Klimaschutzmaßnahmen wirken sich auf fast alle dieser Faktoren positiv aus. Mit einem “Weiter so” wird es dagegen einige Reibungspunkte geben.
“Wenn wir weiterhin am jetzigen Wohlstandsmodell festhalten, das uns billiges Fleisch, Benzin, Flüge und ein Eigenheim am Land verspricht, dann wird das durch den Klimaschutz unter Druck geraten”, wird der Politikwissenschaftler Ulrich Brand im Standard zitiert.
Der Mythos vom freiheitsraubenden Verzicht
Wenn Wörter wie Fleisch, Flüge und Benzin fallen, dann schrillen bei vielen Menschen die Alarmglocken. Müssen wir denn jetzt auf alles verzichten, was Spaß macht? Das Wort Verzicht ist für viele von uns extrem negativ besetzt.
Dahinter steckt jedoch mehr als die aufgeladenen Debatten über Diesel-SUVs, Massentierhaltung und Billigflüge. Es ist ein neoliberalistischer Mythos, dass Verzicht immer etwas Schlechtes ist und uns von Geburt an alles zusteht, was wir haben wollen.
Wir würden auf fettiges Essen verzichten, wenn unser Cholesterinspiegel in lebensgefährliche Höhen schnellt. Wir würden aufhören zu rauchen, wenn wir mit Lungenkrebs diagnostiziert werden würden. Genauso wäre es weitaus angenehmer, einige unserer Gewohnheiten umzustellen, wenn wir dafür das Ausmaß der Klimakrise eingrenzen könnten.
Ganz ohne Verzicht geht es nicht
Ein gezielter kollektiver Verzicht kann dem Begriff Wohlstand eine neue Bedeutung geben, der nicht mehr auf der Ausbeutung von Menschen, Natur und Ressourcen basiert.
Diese Transformation eröffnet aber auch die Chance, einen neuen gesellschaftlichen Fokus auf Wohlbefinden, Gesundheit, Zusammenhalt und eine intakte Natur zu legen. Wie auch immer eine solche Gesellschaft aussehen könnte: Wir müssen das Feuer dort nicht neu entdecken. Und zurück in die dunkle Höhle muss auch niemand.
Vermeintliche Unvereinbarkeit von Klimaschutz und Wohlstand hervorgebracht.
Dieses Argument ist falsch. Sagt wer ? IPCC, hat wer legitimiert? Wahrheit gepachtet ? Genau das ist unser Problem. Diskursive Diskussion? Fehlanzeige, Es gibt ein Narrativ. Wer dem nicht zustimmt oder nur kritisch nachfragt ist ein Schwurbler und Querdenker. Es wird wärmer werden, Na und, ist nichts Neues in der Erdgeschichte.
Ich werde es nicht mehr erleben, aber ihr jüngeren werdet einmal denken, was haben wir früher für ein Scheiß geglaubt.