KlimaPolitik

Warum die AfD nicht nur bei der Migration dummes Zeug labert

Warum die AfD nicht nur bei der Migration dummes Zeug labert. Der Text ist von Kackhaufen am Stil umgeben.

Hunderttausende Menschen sind in den letzten Wochen auf die Straßen gegangen und haben gegen rechts protestiert. Es werden immer mehr Stimmen laut, dass über ein AfD-Verbot zumindest diskutiert werden sollte. Weil über die menschenfeindlichen Anliegen der Partei und ihre Gefahr für die Demokratie (zum Glück) schon ausreichend berichtet wird, schauen wir uns heute an, was die AfD zum Klimawandel von sich gibt. Spoiler: Es wird absurd.

Dass Realitätsverweigerung eine Spezialität der Partei ist wissen wir nicht erst, seit sie behaupten, die Bilder der Demonstrationen gegen rechts seien irgendwie gefälscht. Doch dass dieser Satz nicht in der Telegram-Gruppe MICHAEL WENDLER🚨 & TEAM, sondern im Grundsatzprogramm der AfD (PDF) steht, ist dennoch verwunderlich:

“Trotz des durch Medien und Politik verbreiteten Alarmismus zeigen sich in der Realität weder vermehrte Extremwetterereignisse noch ein beschleunigt ansteigender Meeresspiegel.”

Klimawandel ignorieren - Person mit geschlossenen Augen hält sich die Ohren zu (Illustration)

In Wahrheit gibt es weder einen steigenden Meeresspiegel noch vermehrte Extremwetterereignisse? Dieses Statement macht der Flat Earth Society Konkurrenz. Denn für diese Aussage gibt es nicht nur keine Beweise, sondern auch erdrückend viele Gegenbeweise.

Wer daran glaubt, muss an eine Verschwörung von Wissenschaft, Politik, Medien und vielen weiteren Berufsgruppen glauben. Ironischerweise müssten auch die Bäuer*innen beteiligt sein, die der AfD doch scheinbar so wichtig sind.

Na gut. Kommen wir zur nächsten Idee aus dem Grundsatzprogramm:

“(Der) IPCC und (die) deutsche Regierung unterschlagen (…) die positive Wirkung des CO2 auf das Pflanzenwachstum und damit auf die Welternährung.”

Erstmal bedeutet dieser Satz: Es gibt nicht nur eine Art Verschwörung zwischen Wissenschaft und deutscher Regierung, die den Klimawandel aus welchen Gründen auch immer schlimmer machen, als er ist. Vielmehr wird auch noch vertuscht, dass die Menschen sich total freuen sollten, wenn immer mehr CO2 in die Atmosphäre kommt.

CO2 gegen den Welthunger?!

Wer sich für die pseudowissenschaftliche These interessiert, dass immer mehr CO2 in der Luft unser Pflanzenwachstum unbegrenzt verstärken und unser globales Hungerproblem lösen wird, kann einfach mal in einen beliebigen Wald gehen und mit eigenen Augen sehen, wie gut es den Bäumen doch einfach mittlerweile geht*. Sollte der Wald wider Erwarten krank sein, kein Problem! Macht es einfach wie die AfD und sprecht der Realität die Realität ab. 🙂

*Ja, CO2 kann kurzfristig das Wachstum von Pflanzen anregen. Aber in Kombination mit der zunehmenden Trockenheit und anderen Folgen des Klimawandels, hilft das den Pflanzen leider wenig.

Brennende Erde - Klimakrise

Ein weiteres Schmankerl, dieses mal aus dem Programm für die diesjährige Europawahl:

“Auch seit der letzten Eiszeit vor etwa 10.000 Jahren wechselte das Klima in Europa zwischen Phasen, die kälter oder wärmer waren als das aktuelle Klima. Die jetzigen klimatischen Veränderungen ordnen sich vollkommen normal – auch in ihrer Geschwindigkeit – in diese Wechsel ein.”

Ja, die CO2-Konzentration war vor 200 Millionen Jahren schon mal deutlich höher als heute. Nur gab es halt damals auch keine Menschen. Die Geschwindigkeit, mit der wir uns gerade aus dem stabilen Holozän-Zeitalter katapultieren, ist in der aktuellen Zivilisationsgeschichte beispiellos.

Diagramm Temperaturabweichung während der vergangenen 12.000 Jahre

 

Und deshalb ist auch der folgende Satz schlichtweg falsch:

“Seitdem Menschen in Europa siedeln, haben sie sich immer an Klimaveränderungen angepasst. Auch heute ist Anpassung der einzig mögliche Umgang mit Klimaveränderungen.”
AfD-Programm zur Europawahl

Die Erde erhitzt sich etwa zehnmal schneller, als es nach der letzten Eiszeit der Fall war. Wir befinden uns aktuell im sechsten Massensterben, rund eine Millionen Tier- und Pflanzenarten stoßen an eine gefährliche Grenze der Ausrottung (PDF). Ohne sie können wir uns Klimaanlagen in die Häuser bauen, wie wir wollen – eine Anpassung daran ist für uns Menschen nicht möglich.

Ab hier geht uns leider der Platz aus. Wir machen es kurz: Windkraftanlagen sind böse, weil sie hässlich sind. Mit Klimaschutz verlieren wir unseren Wohlstand. Der Klimawandel ist noch gar nicht bewiesen. Klimaschützer wollen uns die Autos wegnehmen. Und: “Wir stehen für Freiheit [nur nicht für alle], Fortschritt [wenn alles beim Alten bleiben kann] und Wissenschaft [die wir nach Belieben verdrehen dürfen]!”

Ciao, wir legen uns dann mal ins Bett und versuchen, die Wahlprogramme wieder zu vergessen.

Erschöpfte, traurig schauende Erde (Illustration)
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