Klima

Privatjets – Shortcut in die Klimakrise

Privatjets - Shortcut in die Klimakrise

The Sky is the Limit

Bei uns in Europa hat sich die Flugbranche schnell vom Corona-Schock erholt – der Billigflug-Anbieter Ryanair hat gar einen Passagierrekord aufgestellt. Während wir jetzt alle an die engen Urlaubsflieger denken, mit dem schreienden Kind, das einem rhythmisch in die Rückenlehne tritt, gibt es noch weitere Ausprägungen des privaten Flugverkehrs, die sich oft “unterm Radar” verbergen, aber weitreichende Folgen haben.

Denn auch die “Privatjet-Branche” boomt und erzielt Rekorde. Letztes Jahr sind mehr als 94.000 Privatjets in Deutschland gestartet, 8.000 mehr als noch im Vorjahr. Mit dem Wissen, dass Fliegen so ziemlich die umweltschädlichste Art der Fortbewegung ist, setzen die privaten Flüge dem ganzen nochmal einen drauf.

Denn die Emissionen steigen beim Privatjet im Vergleich zum voll ausgelasteten Urlaubsflieger eklatant an.

Vergleich der Emissionen Privatjet vs. Urlaubsflieger bei einem Flug von London LHR nach New York JFK

Zugegeben, die meisten Strecken, die mit dem Privatjet zurückgelegt werden, sind kürzer als London – New York. 60% der Flüge, die in Deutschland starteten, waren sogar kürzer als 300 Kilometer, eine beliebte Strecke ist zum Beispiel Hamburg – Sylt. Dabei wissen wir spätestens seit dem 9-Euro-Ticket, dass man da auch ganz gut mit der Bahn hinkommt.

Einzelne Nutzer von Privatflugzeugen könnten laut einer Studie bis zu 7.500 Tonnen CO2 pro Jahr emittieren. Nur mal zum Vergleich: Das ist mehr 680x so viel, wie eine Durchschnittsperson in Deutschland verursacht.

Emissionen pro Jahr im Vergleich: Durchschnittsperson in Deutschland verbraucht ca. 11 Tonne, einzelne Nutzer:innen von Privatflugzeugen 7.500 Tonnen.

Warum ist das ein Problem?

Laut einer Berechnung des NDR und der Süddeutschen Zeitung verursachen Privatjets in Europa pro Jahr CO2-Äquivalente von etwa 10 Millionen Tonnen. Trotzdem sollen Privatjets auch zukünftig von verschärften Regeln, wie beispielsweise einer Kerosinsteuer, befreit werden und auch der Emissionshandel wird mit einer Ausnahmeregel von CO2-Höchstgrenzen bei privaten Fliegern aufgeweicht.

Zum Feierabend mal eben einen Shortcut nehmen, und die überfüllte A9 von Berlin nach München von oben betrachten – sicherlich sehr komfortabel. Zeitgemäß ist das aber keinesfalls, findet auch der Klima-Forscher Stefan Gössling, der die bereits angesprochene Studie zu den Privatjets mit verfasst hat.

“Wir können aus Klima-Perspektive nicht länger zuschauen, dass viele Reisen mit dem Flugzeug gemacht werden, gerade mit Privat-Flugzeugen, die auch genauso gut mit der Bahn absolvierbar wären oder meinetwegen mit dem Privatwagen.”

Klima-Forscher Stefan Gössling | Quelle: NDR / Süddeutsche

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