Eines der Lieblingsargumente, das von Klimawandelleugnern hervorgebracht wird, lautet: „Das Klima hat sich schon immer verändert“. Und ja, ganz grundlegend stimmt diese Aussage. Die Geschichte unseres Planeten ist geprägt von natürlichen Klimaveränderungen, die sich über Millionen von Jahren ereigneten und durch Faktoren wie Vulkanausbrüche, Schwankungen der Sonnenaktivität und Veränderungen der Erdumlaufbahn beeinflusst wurden.
Warum das Argument “Das Klima hat sich schon immer verändert” uns Angst machen sollte.
Doch in Anbetracht der aktuellen Klimakrise ist diese Aussage nicht zielführend, sondern sogar gefährlich. Denn sie verkennt die dramatischen Auswirkungen, die die globale Erhitzung schon heute, aber vor allem auch in Zukunft auf uns und unsere Umwelt haben wird. Schon heute können viele Tier- und Pflanzenarten nicht mehr mit dem Tempo der globalen Erhitzung mithalten. Jeden Tag verschwinden 150 Arten von diesem Planeten, die teilweise Millionen von Jahren Evolutionsgeschichte hinter sich haben.
Wer argumentiert, dass diese Klimaveränderungen ganz normal seien, liegt schlichtweg falsch – denn die Rasanz der Klimaveränderung und der Aussterberate ist in der Geschichte der Erde absolut beispiellos. Die Rolle, die in der Vergangenheit Supervulkane oder Asteroiden spielten, übernehmen die Menschen jetzt höchstpersönlich. Außerhalb von Facebook Kommentarspalten zweifelt diese Tatsache niemand an.
Wer sagt, es habe immer Klimaveränderungen gegeben, der meint (meistens): Der Einfluss der Menschen auf das Klima ist verschwindend gering. Und damit einhergehend: Wir müssen nichts am Status Quo verändern, keine Maßnahmen ergreifen, um die Emissionen zu reduzieren, weil es ja sowieso nichts bringt.
Vor allem aber schwingt da eine große Portion Verharmlosung mit, die völlig unbegründet ist. Denn auch frühere (langsamere) Klimaveränderungen waren für Arten kein Zuckerschlecken und endeten für viele mit dem Aussterben. Wenn man anerkennt, dass sich das Klima derzeit wandelt und wir sehen, welche zerstörerischen Prozesse früher damit einhergingen, dann wäre die einzige Konsequenz, in den Krisenmodus zu schalten.
Fest steht: Unsere Zivilisation hat sich im relativ stabilen Klima des Holozän-Zeitalters entwickelt, das vor etwa 11.700 Jahren begann. Wir Menschen sind dabei, uns selbst aus diesem Zeitalter zu befördern – und zwar schnell. Manche Forschende fordern für die neue klimatische Epoche den Titel Anthropozän, das den Einfluss des Menschen auf das Klima verdeutlicht.
Wenn die Regierungen dieser Welt weitermachen wie bisher, steuern wir auf eine globale Erhitzung von über drei Grad Celsius bis Ende des Jahrhunderts zu. Temperaturen von mehr als 2 Grad über den vorindustriellen Werten hat es auf der Erde seit 2,6 Millionen Jahren nicht mehr gegeben. Die Zivilisation, wie wir sie kennen, hat keinerlei Erfahrungswerte damit.
Fazit
Ja, das Klima hat sich immer gewandelt. Doch der aktuelle Klimawandel ist beispiellos, was die Rasanz und seine Ursache angeht. Wir können uns nicht einfach daran anpassen, ohne umfassende Maßnahmen zur Reduzierung der Emissionen zu ergreifen. Vieles deutet zudem darauf hin, dass der Wandel tiefgreifender sein muss als nur das Erreichen von Klimaneutralität. Denn neben der Klimakrise müssen wir auch eine Biodiversitäts- und eine Gerechtigkeitskrise angehen.