Klima

Ein kleiner Reminder, um was es eigentlich geht

Ein kleiner Reminder, um was es eigentlich geht
In der Diskussion rund um die Klimakrise drehen wir uns immer wieder im Kreis. Illustration mit Sprechblasen und der Erde.

Ein Meinungsbeitrag – Entschuldigung, wir haben 2023?! Irgendwie lässt uns das Gefühl nicht los, dass wir uns in der Diskussion rund um die Klimakrise immer weiter vom eigentlichen Kern entfernen und uns dabei immer wieder im Kreis drehen. Deswegen hier ein kleiner Auffrischer, wo wir gerade stehen und was für uns auf dem Spiel steht.

1,2 Grad und es wird noch heißer

Seit der Weltklimakonferenz in Paris 2015 kommt kein Artikel, der sich mit der Klimakrise beschäftigt, ohne einen Hinweis auf das dort beschlossene “1,5-Grad-Ziel” aus. Seitdem spitzt sich die Lage immer weiter zu. Mit jedem weiteren Bericht des Weltklimarats IPCC verschärft sich der Ton. 2018 hieß es darin noch, dass enorme Anstrengungen nötig seien, um die Grenze einzuhalten. Dieses Jahr werden die Formulierungen noch deutlicher: Die 1,5-Grad-Grenze wird schon bald überschritten werden, wenn nicht ein sofortiges Umdenken stattfindet.

Nach diesem Umdenken sieht es nach wie vor nicht aus. Die derzeitigen Maßnahmen sind nicht weitreichend genug und so werden wir laut WMO schon in den nächsten Jahren die Grenze zeitweise überschreiten. Über die Folgen einer heißen Welt müssen wir euch nichts erzählen. Das veränderte Klima begünstigt Wetterextreme. Jahrhundertfluten werden ihrem Namen nicht mehr gerecht (weil viel häufiger), Hitzewellen bedrohen unsere Gesundheit und unsere Nahrungs- und Trinkwassersicherheit. Ganze Regionen der Erde werden unbewohnbar sein. Unzählige Tierarten sind vom Aussterben bedroht. Etcetera…

Ein historischer Zeitpunkt?

Die Klimakrise verhindern? Der Zug ist abgefahren. Doch der Weg, den wir heute einschlagen, bestimmt, in welchem Zustand wir den Planeten für kommende Generationen hinterlassen.

„Hoffen wir, dass wir die richtigen Entscheidungen treffen. Denn die Entscheidungen, die wir jetzt und in den nächsten Jahren treffen, werden für Hunderte, sogar Tausende von Jahren auf der ganzen Welt nachhallen“,

wird der Vorsitzende des IPCC, Hoesung Lee, zitiert.

Obwohl wir also gravierende Veränderungen brauchen, halten wir uns an jeder noch so kleinen Diskussion auf. Der Veggie Day Vorstoß aus dem Jahr 2013 endete in einem riesigen Shitstorm und beim Thema Verkehrswende kommen wir nicht über die elendige Tempolimit-Diskussion hinaus. Das Muster können wir wahrscheinlich auf jedes Thema anwenden, bei dem es um unsere “Freiheit” und Privilegien geht. Sehr deutlich wird das bei den derzeitigen Protesten der „Letzten Generation”, die uns vor die Frage stellen, was wir hinnehmen, aufgeben und tolerieren wollen, um dem Thema mehr Raum zu geben.

Wir sind in einer Endlosschleife gefangen

Über die Wirkung der Aktionen lässt sich sicherlich streiten. Die starken Reaktionen zeigen aber aus unserer Sicht, dass viele Menschen in Deutschland weiterhin nicht bereit für Veränderungen sind, die auch mit persönlichen Einschränkungen verbunden sind. Die Gründe, die gegen die Aktionen der Letzten Generation aufgeführt werden, würden wir gern lustig finden, wenn die damit zusammenhängenden Prioritäten nicht so traurig wären (zu spät zur Arbeit kommen und genervt sein > lebenswerter Planet für kommende Generationen).

Unglücklich schauende Person mit Sprechblase "Nö!"

Natürlich kommt es hier letzten Endes immer auf den Einzelfall an, denn ja, eine Ärztin, ein Feuerwehrmann, ein Pfleger sollten im Idealfall wirklich pünktlich bei der Arbeit sein und ja, ein Rettungswagen sollte durchkommen. Aber wenn wir schon beim Thema Gesundheit und Menschenleben retten sind, dann ist Klimaschutz doch eines der wichtigsten Dinge überhaupt. Oder wie wäre es mit einem Tempolimit für weniger Verkehrstote?

Womit wir wieder bei einem der Top 10 Klima-Blocker-Bullshit-Bingo-Themen wären. Hilfe, wir sind in einer Endlosschleife gefangen, in der wir uns seit Jahrzehnten im Kreis drehen.

Dran bleiben

Fragende Person

Wir können nicht genau sagen, woran es liegt, dass wir so schleppend vorankommen. Die einzige Möglichkeit, die wir uns vorstellen können, ist, dass viele Menschen immer noch nicht verinnerlicht oder verstanden haben, wie akut die Lage wirklich ist. Das fängt bei den Menschen an, die es cool finden, Aktivist*innen von der Straße kicken und endet beim selbsternannten Klimakanzler, der den Protest als “völlig bekloppt” betitelt.

Es ist nicht zu spät, ins Gespräch mit Menschen zu gehen, die anders denken. Und es ist nicht umsonst, mit anderen Menschen darüber zu sprechen, wie wichtig das Thema ist. Auch wenn es anstrengend sein mag.

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2 November 2023 15:00

[…] in Anbetracht der aktuellen Klimakrise ist diese Aussage nicht zielführend, sondern sogar gefährlich. Denn sie verkennt die dramatischen […]

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